Der Zerfall von Kolmanskop

Innerhalb der ersten fünf Jahre wurden in den Minen rund um Kolmanskop Diamanten im Wert von fünf Millionen Karat gefunden. Auch aufgrund der recht niedrigen Einwohnerzahl galt Kolmanskop damals als die Stadt mit dem höchsten Pro-Kopf-Vermögen. Die Stadt erlebte eine riesige Blüte und die Bewohner gingen davon aus, dass die Diamantenvorkommen ihnen noch sehr lange ein wunderbares Leben ermöglichen würden. Doch genau so schnell, wie der Boom kam, verschwand er auch wieder. Im Jahr 1931 waren die Diamantenvorkommen so gut wie erschöpft und die Sucher zogen weiten zum nächsten Gebiet. Bei der Mündung des Oranje war man auf Diamantenvorkommen gestoßen, die die Kolmanskop-Diamanten deutlich übertrafen und so zogen viele Glückssucher einfach weiter zur nächsten Mine.

Im Laufe der Zeit zogen die Menschen aus Kolmanskop fort um an einem neuen Ort ihr Glück zu suchen. Auch die Minenverwaltung schloss ihre Tore. 1956 verließ die letzte Familie die einst florierende Heimat. Auch das Krankenhaus wurde in diesem Jahr geschlossen. Die Häuser verfielen zusehends und die Wüste eroberte sich das abgetrotzte Terrain zurück. Nun wurde das Örtchen zusehends von Vandalismus beherrscht. Wurde in Lüderitz ein Haus gebaut, so fuhren die Bauherren einfach nach Kolmanskop und entnahmen den Häusern alles Brauchbare. Fenster, Türen und sogar Fußböden wurden nach Lüderitz transportiert und fanden dort eine neue Verwendung. Auch das in der Gegend verbaute Eisen wurde eingesammelt, Eisenbahnschienen wurden entfernt, und aus den Minen wurde der verbaute Stahl gesprengt, um ihn an anderer Stelle weiter zu verwenden. Kolmanskop verkam zu einer Geisterstadt inmitten der Wüste.

Haus des Direktors Hans Hörlein im Laufe der Zeit

Haus des Direktors Hans Hörlein im Laufe der Zeit

Im Jahr 1983 schließlich entschied die Regierung, dem zusehenden Verfall ein Ende zu setzen. Die verfallenen Gebäude wurden nach und nach restauriert und aus der einstigen Geisterstadt wurde ein Freilichtmuseum, das für Besucher geöffnet wurde. Zunächst wurde das alte Kasino wieder instandgesetzt, danach folgten Ballsaal, Turnhalle, die Eisfabrik sowie weitere Gebäude. Inzwischen wurde auch ein Museum eingerichtet, in dem Besucher sich über die bewegte Geschichte des interessanten Wüstenörtchens, das in den zwanziger Jahren der reichste Ort in der Gegend war, informieren können.

Auch dem einstigen Glücksritter August Stauch brachte der Diamantenfund in der Wüste langfristig kein Glück. Nachdem er zunächst viele Millionen mit den im Sand gefundenen Steinen verdient hatte, trugen Inflation, Kriege und die Weltwirtschaftskrise dazu bei, dass Stauch 1947 in seiner deutschen Heimat Thüringen als armer Mann im Beisein seiner jüngsten Tochter Käthe an Magenkrebs im Krankenhaus starb. Es wird berichtet, dass bei seinem Tod gerade einmal 2,50 Mark bei ihm gefunden wurden.